... wie Störungen im Magen-Darm-Trakt den Bewegungsapparat beeinträchtigen
Rückenbeschwerden oder Nackenverspannungen, hartnäckige Muskelschmerzen und andere das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigende Störungen sind oft auf einen tiefer liegenden Konflikt zurückzuführen: auf Probleme im Verdauungsapparat. Dr. Richard Kogelnig, Mayr-Arzt im Park Igls, stellt im folgenden Interview mit Dr. Kurt Luger Zusammenhänge her, die auf Studien sowie eigenen Erfahrungen basieren und auch Eingang in die Mayr-Kur und Therapieformen gefunden haben.
"Es gibt eine ganze Reihe von Syndromen im orthopädischen Bereich, die vom Magen-Darm-Trakt ausgelöst werden. Das betrifft etwa Spannungskopfschmerzen, Nackenprobleme oder Rückenschmerzen, häufig auch Blockaden im Bereich der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule, des Kreuzbein- Darmbein-Gelenkes sowie Verkürzungen der Hüftmuskulatur. Der Hüftbeuger neigt bei Entzündungen des Dickdarmes zu Verkürzungen und kann Symptome auslösen wie bei einem Bandscheibenvorfall. Man spricht dann von einem Pseudo-Ischias. Blockaden der Wirbelsäule können über Muskelketten solche Beschwerden hervorrufen. Aber immer wieder werden diese Blockaden mitverursacht durch funktionelle Störungen im Verdauungsapparat, etwa durch Gastritis, Reizdarmsyndrom und diverse Entzündungen.
"Diese Organe hängen über das Nerven- und Hormonsystem mit dem Magen-Darm-Trakt zusammen, daher soll man kein Organ isoliert betrachten. Gestörte Organabläufe sind nicht auf sich beschränkt, sondern haben Auswirkungen auf andere Systeme. Entzündungen des Magen-Darm-Trakts können auch Entzündungen im Bindegewebe auslösen, im Gefäßsystem oder in der Muskulatur. Es gibt also einen Zusammenhang von Struktur und Funktion – das hat schon F. X. Mayr erkannt. Wenn die ideale Körperhaltung verloren geht, kann man an den strukturellen Veränderungen erkennen, dass hier Störungen vorliegen, die Funktion nicht mehr voll gegeben ist."
"Genauso ist es, verstärkte Gärungs- und Fäulnisprozesse im Darm beeinflussen die Körperhaltung, denn eine Gastritis zum Beispiel löst Krämpfe aus, die Magenmuskulatur zieht sich zusammen. Der vor Schmerz gebeugte Körper versucht das durch eine Schonhaltung auszugleichen, etwa durch eine verstärkte Beckenkippung. Das kann wiederum zu einer Belastung der Sprunggelenke führen und in der Folge weitere orthopädische Probleme verursachen."
Ob Mayr-Detox-Klassiker zum Beheben von Störungen im Magen-Darm-Trakt oder individuelle Behandlungsschwerpunkt: Ihr gewähltes Programm bildet zusammen mit dem Mayr-Basic-Programm die Grundlage Ihres Aufenthalts. Extras wie Diagnostikmodule und ein breites Angebot frei wählbarer Leistungen ermöglichen es, Ihren Aufenthalt ideal auf individuelle Bedürfnisse abzustimmen.
"Oft sind das die ursächlichen Störungen. Wenn dann nur physiotherapeutisch behandelt wird und das Problem im Magen-Darm-Trakt keine Beachtung findet, wird sich langfristig kein Heilerfolg einstellen. Ich habe das vielfach erlebt, dass allein durch die Sanierung des Magen-Darm-Traktes die Probleme im Bewegungsapparat gänzlich verschwunden sind. Probleme im Dünndarm können sich als Brustwirbelsäulenblockade genauso manifestieren wie als Reizblase. Es gibt einfach ganz enge anatomische Beziehungen zwischen dem Darm und den umliegenden Organen. Wenn sich etwa durch Blähungen der Dick- und Dünndarm ausdehnen, entsteht auf die Organe ein Druck, Herz, Zwerchfell und Lunge werden nach oben gedrückt. Durch die Reizung der sensiblen Nervenfasern kommt die gesamte Rückenmuskulatur in einen verstärkten Muskeltonus und das verändert die Körperhaltung."
"In der Schulmedizin setzt man sich ja normalerweise Grenzen – der Orthopäde befasst sich nicht mit dem Darm und die Gastroenterologen beschäftigen sich nicht mit dem Bewegungsapparat. Es bedarf aber einer „ganzheitlichen“ Sichtweise, um dieses modische Wort zu strapazieren, um zu verstehen, was da abläuft. In der Tat müssen wir mehr in Zusammenhängen denken, diese Verbindungen erkennen und darauf auch therapeutisch reagieren. Das geschieht eben in der Mayr-Medizin. Kommt zum Beispiel ein Patient mit Wirbelsäulenbeschwerden zu mir, schaue ich mir selbstverständlich auch seine inneren Organe an. Sonst bleiben wir zu sehr an den Symptomen haften. Denn eine druckempfindliche Zone im Bauchbereich korreliert häufig mit einer Störung in der Wirbelsäule.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der große Lendenmuskel, der Hüftbeuger, reagiert stark auf den Dickdarm. Liegt dort eine Reizung vor, kommt es reflektorisch zu einer Verkürzung dieses Muskels und das kann Beschwerden auslösen wie bei einem Bandscheibenvorfall, ja kann sogar zu einer Verwringung mit Beckenschiefstand führen. Aber eigentlich liegt das Problem woanders, es kann auch nicht mit einer Bandscheibenoperation behoben werden, sondern nur, indem das Organ behandelt und geheilt wird. Das heißt Kolonreinigung, Sanierung der Schleimhaut, Umstellung der Ernährung, damit die Gärungsprozesse reduziert werden. Ausgelöst wurden die Rückenprobleme ja durch die nervalen Verschaltungen zwischen dem kranken Magen-Darm-Trakt und dem Rückenmark.
Ein ähnliches Phänomen lässt sich bei einem Zwerchfellhochstand durch den reflektorischen Mechanismus auch zwischen Herz und dem Zwölffingerdarm beobachten. Entzündungen im Zwölffingerdarm und Magen führen zu einer starken Reizung der Zwischenrippenmuskulatur und äußern sich häufig als „Herzstechen“. Die Leute gehen dann oft zum Kardiologen, weil sie meinen, ein Herzproblem zu haben. Physiotherapie und Moderne Mayr-Medizin müssen also eng zusammenwirken, um derartigen Problemen auf die Spur zu kommen und sie dauerhaft zu lösen. Bewegung, Gymnastik, Veränderung im Nahrungsverhalten und im Lebensstil sind wohl die beste „Medizin“ bei den geschilderten Beschwerden. Nur wenn wir die Systeme und deren Zusammenhänge verstehen, den Magen-Darm-Trakt mit den anderen Organen in Verbindung setzen, können wir langfristig erfolgreich behandeln."
"Es gibt Verbindungen von der Ring- und Längsmuskulatur des Darmes direkt zum Rückenmark. Sie werden über sensible Nervenfasern über Rückenmarksverbindungen im Sinne eines Reflexbogens zum so genannten motorischen Vorderhorn hergestellt. Dieses steuert die muskulären Abläufe und bei einer Gastritis wirkt sich das negativ auf die Muskulatur des Nackens und der Schultern aus, denn sie sind reflektorisch dem Magen zugeordnet. In Verbindung mit schlechter Ergonomie kann das wiederum Kopfschmerzen mitverursachen sowie zu neuen Blockaden etwa in der Wirbelsäule führen. Sensible Nervenfasern aktivieren im Rückenmark motorische Fasern – auf diese Weise wird ein direkter Bezug zum Bewegungsapparat hergestellt."