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Ernährung & Psyche: Neustart mit der Mayr-Kur
Mag. Dr. Melanie Robertson
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Reset für Körper & Seele

Ist der Mensch, was er isst? Darüber und über die Auswirkungen der Mayr-Kur unterhalten sich der Medizinische Leiter im Park Igls, Dr. Peter Gartner, und die Klinische Neuro- und Gesundheitspsychologin Dr. Melanie Robertson.

Hat die Ernährung eine Auswirkung auf Stress und Entspannung? Ist Schokolade tatsächlich nervenstärkend?

Dr. Gartner: Es gibt eine Schweizer Studie, die belegt, dass die Flavonoide in der dunklen Schokolade tatsächlich die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert. Aus meiner Sicht ist die Frage, wie und wann gegessen wird, entscheidender als die Frage, was man isst. Das Einspeicheln, das besonnene, bedachte und ganz bewusste Kauen, das Vorverdauen, das Vorbereiten der Nahrung im Mund für den Darm, wie man das bei der Mayr-Kur macht, ist für mich genau das, was Soulfood ausmacht. 

Dr. Robertson: Bei der Frage, wie sich Ernährung auf die Psyche auswirkt, kann das „Was” beim Essen nicht gänzlich wegdiskutiert werden. Seit einigen Jahren wird der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche stark erforscht bzw. wie die Ernährung die Stimmung beeinflusst. Es besteht eine bidirektionale Verbindung: Was wir essen, beeinflusst, wie es uns geht und umgekehrt wird unser Befinden von dem beeinflusst, was wir gegessen haben. Schlechte Ernährung hat somit Auswirkungen auf unsere Stimmung. Sehr starker Zuckerkonsum wirkt beispielsweise destabilisierend. Nach einem kurzen High folgen ein starkes Abfallen des Zuckerspiegels und ein Bedürfnis nach mehr. Es gibt also Lebensmittel, die für die Psyche besser sind als andere.

Dr. Gartner: Zucker ist ein Suchtmittel mit einem nachgewiesenen höheren Suchtfaktor als Kokain. 

Dr. Robertson: Eine amerikanische Studie belegt, dass es egal ist, ob ein Produkt nach Zucker schmeckt. Auch Lebensmittel wie Weißbrot aktivieren das Suchtzentrum. Dazu kommt, dass in vielen Produkten Zucker zugesetzt ist, ohne dass wir es wissen – wie beispielsweise im Senf. Es lohnt sich, einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe zu werfen. Was man auch weiß, ist, dass der Zuckeranteil in den Fertigprodukten hoch ist, wo sich in den letzten Jahren der Konsum noch einmal sehr intensiviert hat.

Dr. Gartner: Zucker ist der Schadstoff Nummer 1. Zuckerspitzen machen alt und krank. Maisbrot löst genauso eine Zuckerspitze aus, der Zucker fällt unter den Ausgangspunkt zurück und man bekommt Heißhunger. Das weiß auch der Gastronom: „Serviere Brot am Anfang, dann bestellen die Gäste am Ende ein Dessert.” Wer mit Gemüse startet, hat keine Lust auf ein Dessert.

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Stimmt es, dass...

... der Körper den Insulinbedarf nicht genau abschätzen kann und es durch eine unverhältnismäßige Insulinausschüttung zum Abfall / Sugar Low kommt?

Dr. Gartner: Wenn etwas sehr süß schmeckt, dann läutet in der Bauchspeicheldrüse eine „Pawlow’sche Insulin-Alarmglocke” und der Körper verschickt eine unbestimmte Menge Insulin ins Blut in der Annahme, dass gleich mehr Zucker folgen wird. Schickt der Körper nach dem Prinzip „sicher ist sicher” zu viel Insulin, sinkt der Zucker unter den Ausgangswert ab. Je steiler der Anstiegswinkel, desto mehr fällt der Blutzucker unter die Ausgangslinie zurück. Dies geschieht nicht, wenn er flach ansteigt.

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Ernährung, Spannung und Entspannung. Entscheidend ist die Darm-Hirn-Achse. Bakterien sondern Substanzen ab, die über Umwege ins Gehirn kommen und dem Gehirn vereinfacht sagen, was es zu tun hat. Oft verlangen wir nicht nach dem, von dem wir glauben, dass wir es essen wollen, sondern es sind unsere Bakterien, die über Stoffwechselendprodukte das Kommando geben. Durch entsprechende Wirk- und Botenstoffe signalisieren sie dem Gehirn, dies oder jenes zu wollen. Diese Darm-Hirn-Achse muss man in den nächsten Jahren noch viel mehr beleuchten. 

Fastentricks 

Dr. Peter Gartner über kleine Helferlein bei der Kur

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Wie ist die moderne Mayr-Kur in groben Zügen aufgebaut und was geschieht beim Fasten nach der Mayr-Methode im Körper?

Dr. Gartner: Der erste Grundsatz der Mayr-Kur ist die Entgiftung durch Trinken – nämlich einen Liter pro 20 kg Körpergewicht, was nur unter ärztlicher Aufsicht gemacht werden sollte. Durch das Wassertrinken löst man alte Giftstoffe, diese gelangen ins Blut und werden über die Gallenflüssigkeit oder über den Urin aus dem Körper heraustransportiert. Bitterstoffe unterstützen den Entgiftungsprozess. Der zweite Grundsatz der Mayr-Therapie ist die Darmschonung, die Entstehung von neuen Giftstoffen wird minimiert. Hier hat Dr. Mayr den Prozess der Vorverdauung entdeckt. Durch langes, gründliches Kauen wird ein wesentlicher Teil der Darmarbeit in den Mund vorverlagert, was den Darm schont. Durch das gründliche Einspeicheln und lange Kauen wird der Darm so gut wie nicht mehr belastet und kann sich endlich auf das konzentrieren, was er schon lange tun hätte sollen: sich regenerieren.

Dr. Gartner: Die Mayr-Kur eignet sich sehr gut für alle Krankheiten, die direkt oder indirekt mit dem Verdauungstrakt zu tun haben – beginnend bei Speiseröhre und Magen (Reflux und Gastritis) über alle chronisch entzündlichen Darmerkrankungen samt Begleit-Organen des Verdauungstraktes (Gallenblase, Leber, Bauchspeicheldrüse, Steinbildungen, Stauungen, Entzündungen usw.). Die Liste ist lang, es gibt keine einzige chronische Erkrankung, die nicht durch die Mayr-Therapie besser werden oder sogar geheilt werden kann. Ein wichtiger Fokus der Mayr-Kur ist der Zusammenhang zwischen der Gesundheit des Bauchraums und der Gesundheit des Körpers. Im Fastenhotel Park Igls in Tirol durften wir schon viele Erfolge mit der Mayr-Kur erleben.

Dr. Gartner: Ehrlich gesagt kommt das sehr selten vor. Mehrheitlich muss ich meine Patientinnen und Patienten dazu überreden, dass sie sich auf eine mildere Diätstufe einlassen. Die meisten wollen ein bisschen strenger fasten, als ich sie einstelle und am Ende noch ein bis zwei Tage länger auf dieser strengen Stufe bleiben. Sie sind motiviert, weil sie es geschafft haben, ohne Hunger durchzuhalten. Das Geheimnis besteht darin, dass sie gelernt haben, durch das richtige Essen auch mit weniger Nahrung auszukommen. Sie erleben während des Essens ein Sättigungsgefühl

Dr. Gartner: Es empfiehlt sich ein schrittweises Hinarbeiten auf die Mayer‘sche Diät. Konkret sollte man in der Vorwoche keinen Alkohol konsumieren und den Fleischkonsum möglichst auf null reduzieren. Zudem sollte man das Abendessen reduzieren bzw. auslassen und zwischen den Mahlzeiten mehr Wasser als üblich trinken.

Dr. Gartner: Man muss grundsätzlich zwischen der Behandlung im Haus und dem täglichen Leben unterscheiden. Im Park Igls fokussieren wir uns einzig und allein auf die Regeneration. Im täglichen Leben reicht es, wenn man ein paar Kleinigkeiten aus dem Kurleben implementiert. Bewährt hat sich der Besteck-Trick: Wenn man während des Kauens das Besteck weglegt, dann kaut man länger. Tricks wie diese, die man während der Kur lernt, machen es aus.

Seit einigen Jahren wird der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche stark erforscht. Ernährung beeinflusst nachweislich die Stimmung. Was wir essen, beeinflusst, wie es uns geht und umgekehrt wird unser Befinden von dem beeinflusst, was wir gegessen haben.

Von einem starken Zuckerkonsum ist abzuraten, weil er destabilisierend wirkt. Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und dem Eiweißbaustoff Tryptophan sind, unterstützen hingegen die Bildung des stimmungsaufhellenden Serotonins. 

Schlechte Ernährung hat Auswirkungen auf unsere Stimmung. Sehr starker Zuckerkonsum oder Nahrungsmittel mit hohem glykämischem Index wirken psychisch destabilisierend. Nach einem kurzen High folgen ein starkes Abfallen des Zuckerspiegels und ein Bedürfnis nach mehr. 

Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und dem Eiweißbaustoff Tryptophan sind, unterstützen die Bildung des stimmungsaufhellenden Serotonins. Am allerwichtigsten jedoch ist ein gesunder Darm, in dessen Schleimhaut ja ein Großteil des Serotonins produziert wird.

Über die Autorin

Mag. Dr. Melanie Robertson

Mag. Dr. Melanie Robertson ist Klinische, Neuro- und Gesundheitspsychologin im Gesundheitszentrum Park Igls, und spezialisiert u. a. auf Stressprävention und Akutinterventionen bei Ängsten.

Über den Autor

Dr. med. Peter R. Gartner

Nach seinem Medizinstudium in Innsbruck und der Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin spezialisierte sich Dr. Gartner auf Ganzheitsmedizin, Ernährungsmedizin, Akupunktur sowie Hypnosetherapie und praktiziert seither mit großem Erfolg Diagnostik und Therapie nach Dr. F. X. Mayr. Er ist zudem ein gefragter Redner auf Fachkongressen und gibt seit vielen Jahren sein Wissen im Park Igls Blog weiter.

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