Rückenschmerzen: So geht’s mit gesundem Rückgrat durchs Leben
Die beste Therapie und Prävention bei Rückenschmerzen? Bewegung!
Rückenschmerzen sind eng mit der Entwicklung des Menschen verbunden – und zwar jener vom Homo erectus, dem perfekten, aufrechten Ausdauerläufer, hin zum sitzenden „Homo sedens“. Denn unser ganzer Körper, vom Skelett bis zur Muskulatur, wäre grundsätzlich auf eine aufrechte Bewegung (!) ausgelegt. Doch stattdessen? Sitzen wir. Unbewegt, körperlich vermeintlich wenig belastet – und dennoch bedrückt.

Rückenschmerzen als Begleiter eines Zeitgeists: der Homo sedens
„Allzu häufig wiegt die seelische und körperliche Last schwer und drückt auf Wirbelsäule, Bandscheiben, Knorpel und Gelenke“, weiß Dr. Peter Gartner, ärztlicher Leiter im Gesundheitszentrum Park Igls in Tirol. Die Auswirkungen sind vielfältig und sehr schmerzhaft. „Langes, statisches Sitzen über Stunden, Tage und Jahre hinweg ist nicht zu empfehlen. Die Devise lautet: Der nächste Sitz ist der beste Sitz. Durch häufige Positionswechsel können unterschiedliche Strukturen be- und entlastet werden“, unterstreichen Lisa French und Mina Siehs, Physiotherapeutinnen im Park Igls. Die Bedeutung von Bewegung wird in der Therapie von Rückenschmerzen und vor allem auch in der Vorsorge immer offensichtlicher. „Bewegungsmangel und daraus resultierende erhöhte oder herabgesetzte Muskelspannung können unser Bewegungsverhalten und dadurch auch Schmerzen beeinflussen“, erklärt Lisa French.

Ursachen und Hilfe bei Bandscheibenvorfall
Rückenschmerzen sind mittlerweile das Volksleiden Nr. 1. Tatsächlich ist bei einer Magnetresonanztomografie bereits bei einem Drittel der jungen Erwachsenen in Österreich ein Bandscheibenvorfall ersichtlich. „Eine Bandscheibe braucht sowohl Belastung als auch Entlastung, um langfristig funktionsfähig zu bleiben. Einseitige Belastungen über einen längeren Zeitraum hinweg können die Struktur der Bandscheibe angreifen und sie dadurch anfälliger für Verletzungen machen. Wichtig ist, das aktive Muskelkorsett, das unsere Wirbelsäule stützt, regelmäßig zu aktivieren. Dadurch kann der Druck auf die Wirbelsäule gleichmäßig verteilt werden und sämtliches Gewebe wird in einem gesunden Ausmaß belastet. Einseitige Belastungen und eine fehlende Aktivität der Muskulatur können auf Dauer zu einer Überlastung des passiven Systems führen – in diesem Fall der Bandscheiben. Wenn Schmerzen auftreten, werden Schon- und Vermeidungshaltungen eingenommen – ein Teufelskreis!“, unterstreicht Mina Siehs.

Ganzheitliche Diagnostik inklusive psychosozialer Dimension
„In der Diagnostik werden grob zwei Arten von Rückenschmerz unterschieden: der spezifische und der unspezifische Rückenschmerz“, erklärt Dr. Gartner. „Ersterer geht auf eine spezifische anatomische, traumatische oder pathologische Ursache zurück wie eine Fehlbildung, einen Unfall oder entzündliche Erkrankungen, z. B. eine Nierenentzündung oder Morbus Bechterew. Der unspezifische Rückenschmerz hingegen lässt sich nicht auf eine konkrete Ursache zurückführen. Deshalb muss man den Patienten und seine Lebenssituation ganzheitlich beleuchten“, betont Dr. Gartner. So sollte der psychosoziale Ansatz vor allem bei chronischen Rückenschmerzen bei keiner Diagnose und Therapie fehlen – ebenso wenig bei der Prävention.

Ganzheitliche individuelle Therapie im Park Igls
Das sprichwörtliche Kreuz mit dem Kreuz allein durch Spritzen und Infusionen zu bekämpfen, kann demnach nicht der Weisheit letzter Schluss sein. „Infusionen und Spritzen verschaffen zwar Linderung, können die Ursache(n) jedoch nicht beseitigen. Meist kehren vor allem unspezifische Schmerzen wieder“, warnt Dr. Gartner. Eine Kombination aus Schmerz- und Physiotherapie sowie psychotherapeutischen und Lebensstil verändernden Maßnahmen ist ideal. „Welche Form der Bewegungstherapie für welchen Patienten geeignet ist, sollte am besten individuell gemeinsam mit dem Arzt und dem Patienten festgelegt werden“, sagt Physiotherapeutin Mina Siehs. Die Ansätze sind vielfältig.
Faszientraining, Bewegung und Kräftigung gegen Rückenschmerzen
Faszientraining beispielsweise rückt immer mehr in den Fokus. „Faszientherapien wie Massage, Rollen oder Dehnungen haben einen kurzfristigen Effekt auf unser Nervensystem und führen subjektiv zu einer Entspannung des Gewebes. Diese Entspannung hält jedoch meistens nicht lange an.“ Eine andere Möglichkeit sind Bewegung und Kräftigung. Diese erhöhen die Belastbarkeit der Strukturen (physiologische Veränderungen im Gewebe) und fördern die Unabhängigkeit des Patienten. Zusätzlich können sie langfristig auch die Symptome lindern. Die Spiraldynamik etwa setzt auf verschraubende Bewegungen zur Mobilisierung des Rückens bzw. des gesamten Bewegungsapparates. In der Feldenkrais®-Therapie wiederum lernen Patienten Bewegungsmuster neu. Yoga-Übungen steigern die Beweglichkeit. Das revolutionäre kybun® oder Trampolintraining schont die Gelenke und stabilisiert die gesamte Rumpf- und Rückenmuskulatur. Laufen und Walken, quasi als natürlichste Bewegungsform, sind ebenfalls von Bedeutung. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Bewegung auch auf lange Sicht Spaß macht. Andernfalls halten wir nicht durch – und die Rückenschmerzen bleiben unter Umständen ein treuer Wegbegleiter.
Hinterlasse einen Kommentar